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Der ehemalige Nationaltrainer Sepp Herberger sagte einmal: „Die Leute gehen zum Fußball, weil sie nicht wissen, wie es ausgeht.“ Der geringen Anzahl an Toren ist es zu verdanken, dass es im Fußball deutlich mehr Überraschungen gibt als im Handball. Dort sind Favoritenstürze eher die Ausnahme, Außenseiter haben seltener eine Chance als im Fußball. In der Literatur (z.b. Der perfekte Tipp von Prof. Andreas Heuer) ist nachzulesen, dass 86 Prozent der resultierenden Tordifferenz beim Fußball durch Zufall bestimmt wird, während es beim Handball nur 54 Prozent sind.

Wird als Maßgröße für den Heimvorteil die Heimtordifferenz betrachtet, wobei von den durchschnittlich erzielten Treffern des Heimteams die im Schnitt erzielten Tore der Gastmannschaft abgezogen werden, und zieht eine Bilanz der letzten 15 Jahre in der Oberliga Westfalen und der heimischen Kreisliga A, so ist ein klarer Trend zu erkennen. In beiden Ligen ist der Heimvorteil wieder auf dem Vormarsch, wenn auch das Niveau der Überlegenheit deutlich abweicht.

Über die letzten 15 Jahre verteilt erzielten die Heimteams in der Oberliga Westfalen – zwischen 2008 und 2012 wurde die damalige NRW-Liga herangezogen – im Schnitt pro Spiel 0,3 Tore mehr als ihre Gegner. In der aktuellen Saison und den letzten drei Jahren wurde dieser Durchschnittswert übertroffen, in den letzten sieben Jahren sogar nur einmal in der Spielzeit 2014/15 unterboten.

In der Kreisliga A Beckum liegt der Heimvorteil in den letzten 15 Jahren fast 0,2 Tore pro Spiel über dem Wert in der Oberliga Westfalen. Die spricht natürlich für die zu erwartende größere Leistungsdichte in der höheren Staffel. In der heimischen Liga haben die Hausherren in den letzten 15 Jahren 3.362 Spiele absolviert und schossen im Schnitt 0,48 Tore mehr pro Spiel als das Auswärtsteam. In vier der letzten fünf Spielzeiten lag dieser Wert sogar über 0,5, so dass der Trend ein Anwachsen der Heimstärke prognostiziert.

In den letzten beiden Jahren ist davon allerdings beim ranghöchsten Team aus Ahlen nichts zu spüren. In der aktuellen Saison wurde gerade einmal zwei von neun Heimauftritten gewonnen. Im Vorjahr waren die Auftritte vor den heimischen Fans noch gewöhnungsbedürftiger. Lediglich in drei der 15 Heimspiele punkteten die Rot-Weißen dreifach. Die Heimvorstellung war ähnlich schwach wie im letzten NRW-Liga-Jahr 2011/12, als Ahlen die Saison als 17. abschloss und drei der insgesamt fünf Saisonsiege vor heimischem Publikum feierte.

In er heimischen A-Liga scheint es besondere Heimspezialisten zu geben. Das Neubeckumer Harbergstadion ist eine ganz besondere Festung. Satte 70 Prozent aller 185 Heimspiele in 13 Jahren Kreisliga A konnte der SV Neubeckum für sich entscheiden. Das ist die höchste Heimsiegquote aller A-Ligisten. Aber dahinter folgt direkt ein Team aus Ahlen. Die DJK Vorwärts konnte immerhin zwei Drittel aller 186 Heimspiele in 13 Jahren gewinnen, dabei schoss das Team im Schnitt 1,68 Tore mehr als der Gast.

Die fast schon nicht mehr vor dem Abstieg zu rettende Ahlener SG zehrt noch von guten Jahren aus der Vergangenheit, denn aktuell gab es nur einen Punkt aus neun Heimspielen. In zehn A-Liga-Jahren liegt die Heimsiegquote noch bei 54 Prozent. Bei Westfalia Vorhelm wurde in den letzten 15 Jahren nur jedes zweite Heimspiel gewonnen. Ein Detailblick in die einzelnen Spielzeiten zeigt jedoch, dass bis zum Jahre 2012 die Grün-Weißen eher Probleme hatten, auch vor heimischem Publikum. Erst ab der Saison 2012/13 kam es zu einer deutlichen Leistungssteigerung, in sechs Jahren wurden fünfmal neun und mehr Heimsiege eingefahren.

Neuling ASK Ahlen konnte zwar nur die Hälfte aller Heimspiele gewinnen, dafür aber den Gegner mit 1,1 Toren im Schnitt distanzieren. Wegen der geringen Anzahl der Heimpartien fällt der 9:1-Kantersieg über die Ahlener SG stark ins Gewicht.

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