Redaktion:
Brückenstr. 14
48231 Warendorf

Der SC Füchtorf gehört fast schon zum Inventar der heimischen Kreisliga A. 39 der letzten 48 Jahre hat der Klub in dieser Staffel verbracht und dabei einige Höhen und Tiefen erlebt. Aber vor allem hatten die Verantwortlichen des SC einen Hang zu Spielertrainern. Bis zum Jahre 2013 wurden fast ausschließlich spielende Übungsleiter engagiert.

Die prägendste Trainerfigur in der Füchtorfer Fußballhistorie dürfte Jürgen Gessat gewesen sein. Er war der einzige Trainer, den es zweimal nach Füchtorf zog, mit fünf Spielzeiten auch der Trainer mit der längsten Dienstzeit war. 1997 löste er Holger Vetter ab, der zwei Jahre zuvor den Klub direkt wieder aus der Kreisliga B geführt hatte. Dabei war Gessats Vita als Spieler nicht schlecht. Von 1984 bis 1987 spielte er für die SpVg Versmold in der Landesliga, von 1987 bis 1990 lief er für die SpVg Steinhagen in der Verbandsliga auf. Von 1992 bis 1997 betreute er in Kreis- und Bezirksliga die TSG Dissen, ehe er zum ersten Mal für zwei Jahre als Spielertrainer zum SC Füchtorf ging. Gleich auf Anhieb wurde er Vizemeister. Es war damals ein dramatischer Dreikampf zwischen Füchtorf, Wolbeck und Sassenberg. Ein einziger Punkt fehlte dem SC. Doch ein Jahr später machte Gessat sein Meisterstück, bescherte dem Verein den ersten Bezirksliga-Aufstieg in der Geschichte. Den Erfolg kostete er aber nicht mehr aus, da seine Trainerlaufbahn da erst richtig Fahrt aufnahm. Er ging für drei Jahre zu Preußen Lengerich in die Oberliga, nahm dabei Füchtorfs besten Torschützen Daniel Bojko mit, der aber nur 18 Monate später als Spielertrainer zurückkehren sollte. Weitere Stationen waren der SC Wiedenbrück und der SC Melle, ehe er 2015 wieder beim SC Füchtorf anheuerte. Beim zweiten Engagement blitzte zwar in der Saison 2016/17 mit Rang vier noch einmal der alte Glanz auf, doch nur zwölf Monate später wurde Füchtorf unter Gessat Letzter, stieg zusammen mit dem BSV Ostbevern in die Kreisliga B ab. Es war das Ende von Gessats Trainerlaufbahn. Einen schöneren Abschied hätten ihm sicherlich viele gegönnt. Nun ist der Diplom-Finanzwirt als Konzernbetriebsprüfer für das Finanzamt in Osnabrück tätig.

Wie 1994/95 verbrachte auch 24 Jahre später der SC Füchtorf nur ein Jahr in der Kreisliga B. Friddy Hofene war dann der nächste Trainer in Füchtorf, der im Anschluss daran seine Karriere beendete. Auch Hofene hatte keinen schönen Abschied. Der Saisonabbruch beendete seine Laufbahn abrupt und ungeplant. Zumindest verhinderte dieser den erneuten Absturz der Füchtorfer in die Kreisliga B, schließlich war die Truppe zum Zeitpunkt der Unterbrechung nur Vorletzter gewesen.

Nun soll mit Torsten Butz eine neue Ära eingeleitet werden. „Wir wollen uns erst einmal in der A-Liga stabilisieren und dann Schritt für Schritt schauen, wie wir uns weiterentwickeln können. Wir brechen aber nichts übers Knie“, erklärt der ehemalige TuS-Spieler die Strategie des Vereins.

Die Hochphase erlebten die Füchtorfer von 2007 bis 2011, als vier Jahre in Folge unter Spielertrainer Helge Bittner problemlos die Klasse gehalten werden konnte. Er hatte Dirk Back abgelöst, der seinen Meistertriumph nicht auskosten durfte. Die Verantwortlichen hielten ihn mit 38 Jahren für zu alt als Spielertrainer. Fünf Bezirksliga-Spielzeiten wurden es am Stück, wobei die letzte chaotisch verlief. Zunächst fühlte sich Neu-Coach Roland Westers nicht wohl und brach bereits am 4. Oktober seine Zelte in Füchtorf ab. Thomas Weißen sprang bis zum Winter ein, ehe Jörg Sprehe dann für 15 Monate übernahm. Sprehe war dann auch der bislang letzte Spielertrainer in Füchtorf.

Beim ersten Bezirksliga-Aufstieg 1999 hatten die Verantwortlichen nach dem Gessat-Abgang mit Dirk Gellrich einen Trainer verpflichtet, der sich vor allem beim VfL Osnabrück zwischen 1983 und 1994 einen Namen als Spieler gemacht hatte. Sein erstes Jahr in der ungeliebten Bezirksliga 2 (Ost) verlief sportlich sehr gut. Im zweiten Jahr geriet die Maschinerie ins Stocken. Plötzlich stimmte die Chemie nicht mehr, sportlich lief es ebenfalls nicht. Die Folge: Gellrich musste gehen und das Spielertrainer-Duo Gerd Busch und Daniel Bojko übernahm.

Beinahe hätte auch ein ganz Großer den SC Füchtorf übernommen, der allerdings erst später in den Fokus der Öffentlichkeit geriet. „Ich hatte ja immer eine Vorliebe für Spielertrainer. Bei mir im Wohnzimmer auf dem Sofa saß sogar schon Roger Schmidt. Er war damals für uns leider nicht zu finanzieren“, schwelgt SC-Urgestein Kalli Schlingmann in Erinnerungen. Preußen Münster, SC Paderborn, RB Salzburg, Bayer Leverkusen, Beijing Guoan aus China und nun PSV Einhoven waren die letzten Trainerstationen von Schmidt. Mit etwas mehr Glück wäre auch der SC Füchtorf in seiner Vita aufgetaucht.