Kreis Warendorf. Der ehemalige Nationaltrainer Sepp Herberger sagte einmal: „Die Leute gehen zum Fußball, weil sie nicht wissen, wie es ausgeht.“ Der geringen Anzahl an Toren ist es zu verdanken, dass es im Fußball deutlich mehr Überraschungen gibt als im Handball. Dort sind Favoritenstürze eher die Ausnahme, Außenseiter haben seltener eine Chance als im Fußball. In der Literatur (z.b. Der perfekte Tipp von Prof. Andreas Heuer) ist nachzulesen, dass 86 Prozent der resultierenden Tordifferenz beim Fußball durch Zufall bestimmt wird, während es beim Handball nur 54 Prozent sind.
Wird als Maßgröße für den Heimvorteil die Heimtordifferenz betrachtet, wobei von den durchschnittlich erzielten Treffern des Heimteams die im Schnitt erzielten Tore der Gastmannschaft abgezogen werden, und zieht eine Bilanz der letzten Jahre in der Bezirksliga und den beiden heimischen A-Ligen, so ist ein klarer Trend ligenübergreifend nicht zu erkennen. In der Bezirksliga 7 ist der Heimvorteil auf dem Sinkflug. Über 24 Jahre verteilt erzielten die Heimteams im Schnitt pro Spiel 0,36 Tore mehr als ihre Gegner. Bis zur Saison 2006/07 lag der Heimvorteil fast durchgängig über diesem Durchschnittswert. Dann begannen die mageren Jahre der Heimteams. Der Heimvorteil war fast nicht mehr spürbar, erst in vier der letzten fünf Jahre spielten die Heimteams ihre Stärke wieder mehr aus, am langfristigen Sinkflug der Heimstärke änderte das jedoch nichts.
In den beiden A-Ligen ist die Lage hingegen anders. In der Kreisliga Münster zeigt die Heimstärkekurve deutlich nach oben. In der heimischen A-Liga hingegen nur leicht. Vor allem die Tatsache, dass es aktuell in der A1 kein Vorteil ist, daheim anzutreten, die Auswärtsteams erzielen im Schnitt minimal mehr Treffer als die Gastgeber, verhindern einen stärkeren Anstieg. Gerade in der Münster-Staffel fällt auf, dass die Schwankung enorm ist. In fünf Spielzeiten waren die Heimteams nur marginal besser als die Gäste. Auf der Gegenseite stammen die drei Rekordwerte in punkto Heimstärke auch aus dieser Staffel. Das spricht nicht für die Ausgewogenheit des Teilnehmerfeldes. In der heimischen A-Liga sind die Schwankungen geringer, wobei aktuell Spitzenreiter Borussia Münster auf eine makellose Heimbilanz zusteuert. Alle bisherigen sieben Heimpartien gewannen die Borussen. In seinen beiden Meisterjahren 2014 und 2009 hielt sich der VfL Sassenberg im heimischen Waldstadion ebenfalls schadlos, kassierte keine Niederlage.
Freckenhorst und Warendorf spielen zwar in unterschiedlichen Klassen, doch beide haben aktuell daheim Probleme. Die Heimsiegquote beider Teams liegt derzeit nur bei 29 Prozent. Der SV Drensteinfurt hingegen leistete sich vor eigenem Publikum noch keine Schlappe. Das hätte im Vorjahr auch fast der SV Rinkerode geschafft, der es auf eine Heimsiegquote von 93 Prozent brachte. Ein Wert, den der TuS Freckenhorst unter dem damaligen Neu-Coach Richard Walz 2003/04 in der A-Liga auch erreichte und den Bezirksligaabstieg direkt wieder korrigierte. Der SC Hoetmar hat wie im Vorjahr Probleme, daheim zu gewinnen. Die Heimsiegquote liegt auf ähnlichem Niveau (29 Prozent, Vorjahr 27). Das Problem ist nur, dass die Wiebusch-Truppe sich in der letzten Saison daheim deutlich häufiger die Punkte teilte, aktuell gingen 57 Prozent aller Heimspiele verloren, im Vorjahr waren es nur 33 Prozent.
Beim Bezirksliga-Absteiger SG Sendenhorst setzt sich die Heimmisere hingegen ungebremst fort. Erst eine von neun Heimpartien wurde gewonnen. In der gesamten Vorsaison waren es zwei. Dagegen kommt die SG in der Fremde gut klar, verlor erst ein Match. Everswinkel ist daheim auf dem absteigendem Ast. In der Vorsaison gewann der SC DJK 60 Prozent seiner Heimpartien, in dieser 38.
GW Albersloh kämpft in der A2 erneut gegen den Abstieg und holte auswärts erst drei Zähler. 73 Prozent aller Punkte stammen zwar aus Heimspielen, aber in Summe mangelt es bei den Grün-Weißen eher am Zählerstand. Elf stehen zu Buche, was zum viertletzten Platz reicht. Den letzten in dieser Staffel belegt die WSU-Reserve, die weiterhin auf den ersten Heimsieg wartet. Im zweiten Jahr nach dem Aufstieg könnte es die Sportunion erwischen, die erst fünf Zähler sammeln konnte.