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Der ehemalige Nationaltrainer Sepp Herberger sagte einmal: „Die Leute gehen zum Fußball, weil sie nicht wissen, wie es ausgeht.“ Der geringen Anzahl an Toren ist es zu verdanken, dass es im Fußball deutlich mehr Überraschungen gibt als im Handball. Dort sind Favoritenstürze eher die Ausnahme, Außenseiter haben seltener eine Chance als im Fußball. In der Literatur (z.B. Der perfekte Tipp von Prof. Andreas Heuer) ist nachzulesen, dass 86 Prozent der resultierenden Tordifferenz beim Fußball durch Zufall bestimmt wird, während es beim Handball nur 54 Prozent sind.

Welche Maßgröße zur Ermittlung des Heimvorteils ist nun die richtige? Die erreichten Punkte oder eine Siegquote erweisen sich als zu grob. Ein 1:0-Sieg durch einen unberechtigten Elfmeter in der Nachspielzeit hätte dieselbe Gewichtung wie ein 7:0-Kantersieg vor heimischer Kulisse. Daher scheint die Heimtordifferenz, wobei von den durchschnittlich erzielten Treffern des Heimteams die im Schnitt erzielten Tore der Gastmannschaft abgezogen werden, die elegantere Maßgröße zu sein. Der 7:0-Sieg wird dadurch deutlich stärker gewichtet als ein knapper 1:0-Erfolg.

Wir haben uns die Entwicklung in der Oberliga Westfalen angeschaut seit der Gründung 1978/79. Zwischen 2008 und 2012 wurde die damalige NRW-Liga herangezogen. Der Trend der letzten 42 Jahre ist klar erkennbar. Der Heimvorteil nimmt immer stärker ab. Im Durchschnitt gewinnt ein Oberligist sein Heimspiel mit 0,4 Toren. Das ist exakt der Wert der aktuellen Saison.

In der Historie der Liga gab es aber schon etliche Ausreißer. Die Saison 1981/82 war in jeglicher Hinsicht außergewöhnlich. Die durchschnittliche Sieghöhe der Heimteams erreichte das Allzeit-Hoch von 0,87. 21 Mannschaften spielten damals in der Amateur-Oberliga Westfalen, die mit den vier Zweitliga-Absteigern Erkenschwick, Preußen Münster, RW Lüdenscheid und SC Herford gespickt war. Der FC Gütersloh wurde damals Vizemeister, fegte im heimischen Stadion Erkenschwick und Siegen mit jeweils 6:1 vom Feld. Schlusslicht STV Horst-Emscher wurde gar mit 8:2 abgefertigt.

Außergewöhnlich war auch die Spielzeit 2002/03. In jenem Jahr lag die durchschnittliche Sieghöhe nur bei 0,09, der Torsaldo der Heimteams bei 511:483. Der Heimvorteil war praktisch nicht existent. Der FC Gütersloh war extrem konstant, belegte in Heim-, Auswärts- und Gesamttabelle jeweils den dritten Platz.

Unter den heimischen Teams tauchen auch zwei „Exoten“ auf. Die TSG Harsewinkel zählte früher zur Elite, ist aber mittlerweile bis in die Kreisliga B abgerutscht. Im ersten Jahr 1978/79 war auch der SV Ahlen mit von der Partie, konnte die Klasse aber ebenso wenig halten wie Schlusslicht SpVgg Beckum. Immerhin war die Heimbilanz des ASV mit sechs Siegen, sechs Remis und fünf Niederlagen beachtlich. Sogar das Heimtorverhältnis war mit 23:21 positiv. Den Abstieg verhinderten die Heimauftritte indes nicht.