Der Beitrag wurde erstellt für die Westfälische Nachrichten, Ausgabe Warendorf
Am kommenden Sonntag erleben wir eine Premiere, eine traurige aus Warendorfer Sicht. Wenn um 15 Uhr im Sportpark Wester in Everswinkel angestoßen wird, tritt erstmals ein WSU-Team in einem Kreisliga-A-Spiel an. Seit Juni 1972 existiert die Sportunion, die damals ein Zusammenschluss der drei Vereine Turnverein Warendorf, SV 1911 Warendorf und DJK Westfalia Warendorf war. Die erste Mannschaft nahm damals den Platz des SV ein, der zuvor seine Heimatstätte im Emsstadion am Freibad hatte. Der SV spielte damals in der Landesliga und lief in der Saison 1972/73 erstmals als Warendorfer SU auf. 46 Jahre später folgte dann der Sturz in die Kreisklasse.
Wird die Geschichte des SV Warendorf hinzugezogen, so war es nicht der erste Absturz. Letztmals stieg dieser Verein 1965 in die Kreisliga A ab, konnte diesen Betriebsunfall aber umgehend korrigieren und auf Anhieb im Folgejahr Platz drei in der Münsteraner Bezirksliga belegen. Ein Jahr späte glückte sogar die Meisterschaft, der SV schaffte zum zweiten Mal den Sprung in die Landesliga. Anders als 1962/63, als das Intermezzo nur ein Jahr dauerte, war der SV Warendorf gekommen, um zu bleiben. Die Hochphase des Warendorfer Fußballs begann sich langsam zu entwickeln.
1974/75 stieg die WSU dann erstmals in die Verbandsliga auf. Damaliger Trainer war der ehemalige Bundesligaprofi Gerd Wagner, der bei Rot-Weiss Essen und Eintracht Frankfurt aktiv war. Über den Ahlener SV kam er zur WSU. Das sportlich beste Jahr in der Vereinsgeschichte erlebte die Sportunion 1978/79. In der Verbandsliga Nordost wurde die WSU Fünfter direkt hinter dem SC Verl, der aktuell in der Regionalliga West spielt. Auch für den DFB-Pokal war die WSU qualifiziert, schaltete in der ersten Runde vor 1200 Besuchern im Stadtstadion den FSV Hemmersdorf aus dem Saarland mit 3:1 aus. Damals war schon Heinz Goldmann mit von der Partie, der später für einige Jahre seine Zelte beim VfL Sassenberg aufschlug. „Als die Lose für die zweite Runde gezogen wurden, herrschte Enttäuschung, als der Freiburger FC zum Vorschein kam.“ Der damalige Zweitligist, der mittlerweile vom SC Freiburg überholt wurde, schlug die WSU mit 4:1 nach 0:1-Rückstand durch Bauer (14.).
Tragisch wurde es 1981 und 1982. Zunächst war die WSU 1981 punktgleich mit dem SSV Mühlhausen an der Tabellenspitze in der Landesliga. Das erste Entscheidungsspiel endete 3:3 nach Verlängerung, im zweiten setzte sich der SSV mit 3:0 durch. Ein Jahr später folgte der Abstieg in die Bezirksliga.
1985 kehrte dann Heinz Goldmann zusammen mit Ludwig Grove zur WSU zurück. Die längste Trainerkarriere der WSU nahm ihren Anfang, und das gleich mit einem Paukenschlag. 1986 setzte sich die Sportunion in der Bezirksliga Hellweg Nord gegen Rhynern durch kehrte in die Landesliga zurück, zwar nur für ein Jahr, doch 1989 wurde die nächste Bezirksliga-Meisterschaft gefeiert. Danach versuchte Ludwig Grove den ersten Absprung als WSU-Trainer. Doch als Dieter Stosberg mitten in der Saison aus gesundheitlichen Gründen passen musste, kehrt Grove zurück. Im Sommer 1990 dann der nächste Anlauf mit „Epi“ Hammer. Doch das Kapitel wurde noch im September schnell beendet und bis 1998 blieb Ludwig Grove an Bord, ehe er das Ruder an Ralf Koßmann übergab. 1999 hievte die WSU Abwehrspieler Ralf Sennhenn direkt vom Feld auf den Trainerstuhl. Vier Jahre leitete er die Geschicke von der Seitenlinie. Sein Highlight war das letzte Spiel in seiner Karriere: „ 2002/03 spielten wir in der Münsteraner Landesliga, eine starke Klasse. Die gesamte Saison standen wir auf einem Abstiegsplatz und im letzten Spiel schlagen wir den direkten Konkurrenten Vorwärts Wettringen mit 1:0 und retten uns. Da brachen alle Dämme“, erzählt der heutige WSU-Obmann. Das Siegtor schoss damals sein Neffe Stefan Sennhenn mit dem Halbzeitpfiff. 2004/05 war unter Coach Dieter Rengers der Abstieg in die Bezirksliga aber nicht mehr zu verhindern. Fortan nisteten sich die Emsstädter in dieser Klasse ein, ohne große Ambitionen auf einen Rückkehr zu hegen. 2008 und 2013 drohte sogar schon der Sturz in die Kreisliga, der jedoch immer noch abgewendet werden konnte. Dann im letzten Jahr der sportliche GAU. „Der katastrophale Saisonstart hat uns das Genick gebrochen“, analysiert Ralf Sennhenn. „Wir wollen allerdings so schnell wie möglich wieder zurück in die Bezirksliga. Ein Selbstläufer wird das aber ganz sicher nicht.“