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Im Fußball geht es darum, den Gegner zu besiegen und Meisterschaften zu gewinnen. Eine alte Trainerweisheit lautet daher: „Der Sturm gewinnt Spiele, die Abwehr Meisterschaften.“ Im Fußball existiert seit langem dieses ungeschriebene Gesetz, welches der Defensivleistung hinsichtlich des Erfolges eine hohe Bedeutung beimisst. Doch gilt dieses Gesetz auch in unseren heimischen Klassen?

Wir haben die Bezirksliga Hellweg Nord und die heimische Kreisliga A auf die Entwicklung der Torquoten analysiert. Wenn das Toreverhindern so dominant ist, um Meister zu werden, dann lässt sich dies an der Entwicklung der Torquote vielleicht ablesen. In der Bezirksliga haben wir die letzten 41 Jahre seit der Saison 1978/79 und in der Kreisliga A die letzten 31 Jahre seit 1988/89 untersucht. Immerhin wurde in der Bezirksliga in den letzten 40 Jahren nur 21-mal dasjenige Team Meister, welches auch die meisten Tore schoss, 25-mal hingegen die Truppe mit der besten Abwehr. In der Kreisliga A verhielt es sich in den letzten 30 Jahren anders. 20-mal wurde das offensivstärkste Team Meister, nur 15-mal hatte der Meister auch die wenigsten Gegentore kassiert.

Aber um es vorweg zu nehmen, die Trendlinie beider Ligen zeigt eher ein gegenteiliges Bild. Die Torquoten steigen. In der Bezirksliga gab es einen richtig großen Sprung in der Saison 2000/01, in der A-Liga passierte das erst drei Jahre später (2003/04). In beiden Staffeln wurden problemlos Vierer-Torquoten pro Spiel erreicht. Die Befürworter der eingeführten Drei-Punkte-Regelung würden sicherlich behaupten, dass steigende Torquoten mit dieser Regel in Zusammenhang stehen, die siegreiche Mannschaften stärker belohnt. Doch diese Neuregelung trat bereits mit Beginn der Saison 1995/96 weltweit in Kraft. Ein fünfjähriger und in der A-Liga gar achtjähriger Gewöhnungseffekt an die neue Regel ist eher unwahrscheinlich.

Liegt es vielleicht an der modernen Spielweise? Es heißt ja, dass Mannschaften mit Libero keinen Erfolg mehr haben können. Das Spielen mit dem letzten Mann gilt als verpönt. Vierer- oder Dreierketten sind das Gebot der Stunde. Doch gerade im Amateurbereich können Pässe in die Schnittstelle auf pfeilschnelle Stürmer immer wieder Torchancen heraufbeschwören. Der TuSler Pierre Jöcker ist ein Paradebeispiel. Ein Libero könnte das unterbinden, findet aber keine Anwendung mehr im modernen Fußball, denn der Rest des Teams spielt Manndeckung, der Libero nicht. Dadurch bleibt ein Spieler des Gegners übrig, der nicht gedeckt ist. Dieser kann nach Belieben Überzahlsituationen herstellen. Früher war das nicht weiter von Belang, da der freie Mann der gegnerische Libero war, der sich mehr auf die Defensive konzentrierte. Heute wollen auch die Amateure meist modern spielen, auch wenn die individuelle Klasse nicht immer die notwendige Stabilität der Defensivreihen garantiert.

Der moderne Fußball scheint somit zumindest den Unterhaltungswert zu steigern, wenn dieser in der Anzahl der erzielten Treffer gemessen wird. Doch es gibt noch weitere mögliche Einflussfaktoren? Die Homogenität der Liga dürfte eine Rolle spielen. Je größer das Leistungsgefälle desto höher dürfte die Torausbeute ausfallen. Den größten Abstand zwischen dem Ersten und Letzten gab es in der Bezirksliga in der Saison 1992/93, als TuS Ahlen 69 Punkte vor dem SV Welver lag (umgerechnet auf die Drei-Punkte-Regel). Den niedrigsten Abstand von 37 Zählern gab es genau ein Jahr zuvor. Westfalia Rhynern wurde Meister, SpVg Beckum II stieg als Letzter ab. 2011/12 hatte der SV Drensteinfurt in der A-Liga 72 Punkte Vorsprung auf den Letzten FC Greffen. Der SVD löste damit den TuS Freckenhorst ab, der in der Spielzeit 2003/04 insgesamt 71 Punkte vor dem SV Rinkerode lag. Aber aus jenem Jahr hält der TuS immer noch den Rekord von 124 Toren in einer Saison.